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MEDIENBERICHT "200.000 getötete männliche Kälber jährlich in Deutschland"

In Deutschland werden nach Recherchen der "Welt am Sonntag" jährlich gut 200.000 männliche Kälber illegal getötet. Die Tiere sind für den Milchbetrieb wertlos, in der Mast setzen sie kaum Fleisch an. Die Bauern sind im Preiskampf in einem Dilemma.

In Deutschland werden jährlich gut 200.000 männliche Kälber illegal getötet. Zu dieser Schätzung kommt die "Welt am Sonntag" in einer eigenen Recherche. Die Zeitung beruft sich dabei auf Zahlen des bayerischen Umweltministerium sowie der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes. Demnach erreichen zwischen zehn und 16 Prozent der in Deutschland geborenen Kälber nicht den vierten Lebensmonat.

Der Recherche nach werden vor allem viele männliche Kälber getötet. Anders als das Töten männlicher Küken ist das illegal und ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Dem Bericht zufolge, stehen besonders industriell geführte Betriebe im Verdacht, Kälber kurz nach der Geburt illegal zu entsorgen.

Je größer die Betriebe, desto größer die Mortalität.

Frigga Wirths, Tierärztin an der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes Welt am Sonntag

Tierarztkosten höher als der Wert des Kalbes

Bullenkälber seien ein Abfallprodukt der Milchwirtschaft, heißt es in dem Bericht. Ein guter Teil der Bullenkälber werde zwar für die Fleischproduktion aufgepäppelt. Bei überzähligen oder erkrankten Tieren sei die Einschaltung eines Schlachters oder Tierarztes zu teuer.

Wenn ein Kalb nicht einmal 30 Euro bringt, der Tierarzt aber 50 Euro kostet, ist der Bauer in einem Dilemma. Für viele sind dann sogar 20 Euro für Abdecker und die Tierkörperverwertungsanstalt zu viel.

Iris Fuchs, Vizepräsidentin der Bayrischen Landestierärztekammer Welt am Sonntag

Kennzeichnung erst nach einer Woche

Der Grünen-Fraktionsvorsitzende Hofreiter forderte Änderungen im Tierschutzrecht. Sämtliche Geburten, auch Totgeburten müssten zentral gesammelt werden. Bisher müssten Kälber erst ab dem siebten Lebenstag gekennzeichnet werden. Frühe Verluste fielen dabei durchs Raster. 

Hermann Onko Aeikens (CDU), Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, sieht auch die Verbraucher in der Pflicht. Wer Tierwohl wolle, müsse auch bereit sein, mehr für Milch und Fleisch zu bezahlen: "Wir geben neun Prozent des Haushaltseinkommens für Lebensmittel aus, das ist international ein sehr niedriger Satz."